In der Reihe „China-Monitor“ des Mercator Institutes for China Studies (MERICS) erschien im April 2018 unter dem Titel „Zentrale Planung, lokale Experimente“ eine umfassende Analyse über die „komplexe Umsetzung von Chinas gesellschaftlichem Bonitätssystem“. Mareike Ohlberg, Shazeda Amed und Bertram Lang analysieren zunächst die Vision hinter dem Social Credit System und wie sie durch parteiamtliche Medien verbreitet wird. Demnach gilt das System als Instrument, um die Integrität und Kreditwürdigkeit aller Chinesen zu verbessern und als Steuerungsmodell für Wirtschaft und Gesellschaft, um „gesetzeskonformes Verhalten zu erzwingen.“ Anschließend rekonstruieren sie den Stand der Umsetzung anhand offizieller Verlautbarungen und beschreiben beispielhafte Pilotprojekte unter Regierungsverantwortung sowie kommerzielle Pilotprojekte, die mit freiwilligen Bonitätssystemen arbeiten. Dabei wird auch auf Probleme der Systeme aus chinesischer Sicht eingegangen, wobei die Kritik sich im Wesentlichen auf die kommerziellen Bonitätssysteme beschränkt.
Eine Auswertung der Diskussionen auf Social Media in der ersten Hälfte 2017 ergab, „dass die Netzgemeinde die Relevanz des Themas noch nicht erkannt hat. Noch scheint vielen Nutzern nicht bewusst zu sein, worum es bei dem System eigentlich geht und wie dieses ihr Leben beeinflussen könnte.“ Die Forscher(innen) nehmen an, dass aufgrund der zunehmend weitreichenderen Folgen für das alltägliche Leben „Bürger und Firmen sich mittelfristig stärker als bisher zu Wort melden und Aufschluss darüber verlangen [könnten], welche Normen und Kriterien der Bonitätsbewertung zugrunde liegen.“
Ohlberg, Mareike; Ahmed, Shazeda; Lang, Bertram. Zentrale Planung, lokale Experimente. Die komplexe Umsetzung von Chinas gesellschaftlichem Bonitätssystem, China Monitor no 43, 4 Apr 2018.
Foto: Mercator Institute for China Studies